Stillstand

„Es war eine enge Welt, eine Welt, die stillstand. Aber je enger diese meine Welt wurde und je deutlicher sie von Stillstand zeugte, desto mehr schien sie von Dingen und Menschen überzufließen, die man nur als seltsam bezeichnen konnte. Sie waren, wie es schien, die ganze Zeit dagewesen und hatten im Schatten darauf gewartet, dass ich aufhörte, mich zu bewegen.”

© 1994 Haruki Murakami, Mister Aufziehvogel.

Mangel an Weltanschauung

„Wenn seine Ansichten irgendeine Konsequenz besaßen, dann war es ihr konseuqenter Mangel an Konsequenz, und wenn er eine Weltanschauung vertrat, dann das Bekenntnis zu einem vollständigen Mangel an Weltanschauung. Aber gerade diese Leerstellen machten seine intellektuelle Stärke aus. Konsequenz und eine begründete Weltsicht stellten in den intellektuellen Scharmützeln, die in der zerschnipselten Zeit der Massenmedien aufflackerten, nur Ballast dar, und dass er von derlei frei war, erwies sich ihm als großer Vorteil.”

© 1994 Haruki Murakami, Mister Aufziehvogel.

Mit unbewehrtem Herzen

„Du weißt nicht, wie du die Menschen, die du liebst, lieben sollst, bis sie plötzlich verschwunden sind. Dann erst begreifst du, wie spröde distanziert du ihrem Leiden oft gegenübergestanden, wie sehr du dich oft geschont, dich nur selten mit unbewehrtem Herzen gezeigt und deine Vernetzungen von Geben und Nehmen bedient hast.”

© 2001 Don DeLillo, Körperzeit.

Anderssein

„Was mit dem einsamen Anderssein beginnt, mündet in vertrautheit, ja, Intimität. Es geht darum, wer wir sind, wenn wir gerade nicht inszenieren, wer wir sind.”

© 2001 Don DeLillo, Körperzeit.

Wahnsinnig

„Warum hatte sie überhaupt jemals gefunden, er habe etwas Psychotisches an sich, außer in dem Sinne, dass Menschen, die unsere festen Vortsellungen bedrohen, immer für wahnsinnig gehalten werden?”

© 2001 Don DeLillo, Körperzeit.

Verben des Abtragens

„Sie hatte Schmirgelpapier und Feilen, viele verschiedene Scheren, Zangen und Cremes, die nach Verben des Abtragens und Entfernens verlangten.”

© 2001 Don DeLillo, Körperzeit.

Gemeinschaft

„Es war fast unmöglich, in der summenden Stille der Wiese unter dem großen Himmel ein einzelnes abgesondertes Ich zu bleiben, ein kleines, blindes, eigensinniges Leben, das sich nicht einfügen wollte in die große Gemeinschaft. Einmal war es mein ganzer Stolz gewesen, ein solches Leben zu sein, aber auf der Alm schien es mir plötzlich sehr armselig und lächerlich, ein aufgeblasenes Nichts.“

© 1999 Marlen Haushofer, Die Wand.