Zarte Gläser

„Es war der Moment, ehe Eurydike zum zweiten Mal in die Unterwelt hinabsteigen muss, der Moment, als sie und Orpheus Abschied nehmen. Was Ted bewegte, was gleichsam zarte Gläser in seiner Brust zerschlug, war die Ruhe ihres Abschieds, das Fehlen von Dramatik oder Tränen, während sie einander ansahen und sich sanft berührten. Er spürte ein Verständnis zwischen ihnen, das zu tief war, um in Worte gefasst zu werden, die unaussprechliche Erkenntnis, dass alles verloren ist.“

© 2010 Jennifer Egan: Der größere Teil der Welt.

Kombinationen

„Es gibt nichts, was du hast, das ich nicht selbst hätte! Es sind alles nur Nullen und Einsen, und man kann sie auf Millionen von Arten kombinieren.“

© 2010 Jennifer Egan: Der größere Teil der Welt.

Falsche Annahme

„Wie bei allen gescheiterten Experimenten hatte ich etwas gelernt, das ich nicht erwartet hatte: Ein Grundbestandteil der so genannten Erfahrung ist die falsche Annahme, sie sei einzigartig und etwas Besonderes, die, die Zugang zu ihr haben, seien privilegiert, und die anderen würden alles verpassen.“

© 2010 Jennifer Egan: Der größere Teil der Welt.

Einbildungskraft

„Diese Jobs waren mir durchaus nicht peinlich, denn ich wusste, was sonst fast niemand zu kapieren schien: Es gibt nur einen mikroskopisch kleinen Unterschied zwischen der Arbeit in einem hohen grünen Glasgebäude in der Park Avenue und dem Müllaufsammeln im Park, einen so winzigen Unterschied, dass er fast nicht existiert, außer als Produkt der menschlichen Einbildungskraft. Vielleicht gab es sogar überhaupt keinen.“

© 2010 Jennifer Egan: Der größere Teil der Welt.

Beziehungen

„In nur zwanzig Minuten hatten sie den ersehnten Punkt des Bedeutsame-Übereinstimmungen-durch-geteilte-Erlebnisse-Feststellens überschritten und den weniger wünschenswerten Zustand des Einander-nur-zu-gut-Kennens erreicht.“

© 2010 Jennifer Egan: Der größere Teil der Welt.

Dauernde Stätte

„Die Dichter behaupten, wir finden für einen Augenblick wieder, was wir einst gewesen sind, wenn wir in ein bestimmtes Haus oder einen Garten eintreten, wo wir in jungen Tagen gelebt haben. Aber das sind sehr gewagte Pilgerfahrten, sie bringen ebensoviel Enttäuschungen wie glücklichen Erfolg mit sich. Die dauernden Stätten, Zeitgenossen verschiedener Jahre, finden wir besser in uns selbst.“

© 2010 Jennifer Egan: Der größere Teil der Welt.